Ein Besuch in der Waldorfschule Windhoek

Newsletter vom 15.03.2024

Liebe Freunde des SCHULWEG e.V.,
unsere Freundin und unser Mitglied Antje Frohmuth betreut seit etlichen Jahren die Geschwister Lunduleni und Kuna an der Waldorf School Windhoek in Namibia. Für unseren Newsletter bescheibt sie ihre Motive für ihr Engagement und ihre Erfahrungen mit diesen Patenschaften.

Patenschüler Kuna Patenschülerin Lunduleni

Wie ich eine afrikanische Familie bekam
Schon als Kind träumte ich von Afrika. Später las ich Bücher, um mehr von diesem Kontinent zu erfahren. Am meisten beeindruckten mich die Werke von Laurence van der Post, wie zum Beispiel „Das Herz des kleinen Jägers“. Van der Post beschreibt das Leben der sogenannten Vortrekker, der Menschen die aus Europa ins südliche Afrika eingewandert waren.

Abgesehen von einer Kurzreise nach Ceuta/Marokko dauerte es sehr lange, bis ich endlich meinen Sehnsuchtskontinent besuchen konnte. Die erste konkrete Planung erfolgte 2002. Meine beiden Kinder waren mittlerweile im Erwachsenenalter und in eigene Wohnungen umgezogen. Ich bewarb mich an der Waldorfschule Windhoek um eine Anstellung als Klassenlehrerin. Diese Stelle hätte ich auch tatsächlich antreten können, aber das Leben hatte andere Pläne mit mir. Ich lernte meinen heutigen Mann kennen und blieb daraufhin in Deutschland. Wieder vergingen 10 Jahre. 2013 unternahmen mein Mann und ich unsere erste geführte Reise durch Namibia. Als wir durch Windhoek fuhren, fragte ich unseren Guide, wo die Waldorfschule sei. Er antwortete: "Hättest Du mich eher gefragt, hätte ich den Abstecher gleich eingeplant. Aber wir können das auf dem Rückweg nachholen".

Drei Wochen später war es dann soweit. Als ich kurz vorher anrief, lud uns der damalige CEO der Schule, Herr Seeger, herzlich ein. Er nahm sich Zeit und zeigte uns über zwei Stunden lang die gesamte Schule. Ich war fasziniert von dieser Schule, in der ich liebend gern gearbeitet hätte. Ein riesiges Schulgelände mit Klassenräumen, Officehaus, Hostel, Kindergarten, Schulgarten mit Gewächshäusern, mehreren Werkstätten und viel Freifläche zum Spielen für die Kinder. Am meisten begeisterte mich, dass schwarze, braune, weiße und colored Kinder und Jugendliche in einer Klasse gemeinsam lernten, im Hostel zusammen wohnten und natürlich ganz selbstverständlich miteinander spielten. Dies erlebte ich als Kulturimpuls, der Zukunft gestaltet.
Auch das Kollegium war bunt gemischt. Es umgab uns eine fröhliche, familiäre, liebevolle Atmosphäre.

Nach diesem Besuch beschloss ich, die Schule regelmäßig finanziell zu unterstützen. Ich übernahm die Patenschaft für zwei Kinder. Dazu muss gesagt werden, daß ca. 80% aller Schüler/Schülerinnen auf finanzielle Unterstützung angewiesen sind, weil ihre Familien nur einen kleinen Teil des Schulgeldes aufbringen können.
Da sich die finanzielle Situation auch bis heute leider nicht wesentlich  geändert hat, bemüht sich der SCHULWEG e.V., weitere Sponsorene für einzelne Kinder bzw. Patenschaften zu gewinnen.

Anfang 2016 las ich dann in unserer pädagogischen Zeitschrift, daß die Waldorfschule Windhoek dringend eine Schwangerschaftsvertretung für die 6.Klasse braucht. Mich zog es sofort dort hin. Ich sprach mit meinem Mann und der Personalleitung meiner Waldorfschule in Heidelberg. Die Personalleitung entschied, mich bei fortlaufender Bezahlung nach Windhoek zu entsenden und mein Mann beschloss mitzukommen. Im August trafen wir in Windhoek ein, wurden aufs herzlichste empfangen und sofort ins Kollegium integriert.

Die Arbeit war anstrengend. Es gab viel zu wenig Personal, wir KollegInnen hatten 28 – 30 Unterrichtsstunden pro Woche, dazu oft noch am Samstag Veranstaltungen. Ich unterrichtete die 2. Klasse, die 5. und hauptsächlich die 6. Klasse. Mit Hingabe und großem Engagement nahm ich meine neue Aufgabe wahr.

Mein Mann hatte keine pädagogische Aufgabe, war aber ein Segen für alle. Er half in den Werkstätten, sodass während seiner Anwesenheit alles repariert wurde, was schon lange darauf gewartet hatte. Wir wohnten in einem Mitarbeiterhaus auf dem Schulgelände und waren schnell ein Teil der „Familie“.

Zu meiner großen Freude war mein Patenkind Lundu in meiner 6.Klasse! Auch Kuna, ihr Bruder, mein zweites Patenkind, wohnte im Hostel und dadurch entwickelte sich eine sehr familiäre Beziehung.

Kurz vor Weihnachten, nach knapp vier Monaten, war meine Vertretung abgeschlossen und wir fuhren mit reichen Erfahrungen, wertvollen Erlebnissen und einer neuen afrikanischen Familie wieder nach Deutschland. Jedes Jahr, ausgenommen der beiden Coronajahre, besuchte ich meine „Babies“ in Windhoek, erkundigte mich nach ihrem Wohlergehen und besuchte den Unterricht in allen Klassen, die ich unterrichtet hatte. Das war wichtig für die Kinder und mir ein Bedürfnis.
Anfang 2022 bekam ich schließlich mehrere Anrufe und Whatsapps mit der Einladung zur Schulabschlussfeier meiner ehemaligen Klasse. Ich flog nach Windhoek und war überglücklich, dabei sein zu können ! „You will ever be our Mummy“ riefen die „Riesenbabies“, als ich aus dem Auto stieg und kamen auf mich zugerannt, um mich zu umarmen. Wunderschöne junge Damen und Herren sind sie geworden!
Die Abschlussfeier war sehr ergreifend und festlich. Ich hatte des öfteren Tränen in den Augen....(die meisten Fotos in diesem Newsletter habe ich während dieses Wiedersehens aufgenommen).

Die nächste große Freude ist bereits in Sicht: Meine Patentochter Lundu wird ab Februar ein Soziales Jahr in Heidelberg absolvieren und an meiner „alten“ Schule, der Waldorfschule Heidelberg, arbeiten. Welch ein Glück! Wir werden viel Zeit miteinander verbringen und sogar zu Ostern ein kleines Klassentreffen auf die Beine stellen. Ein Drittel der Klasse hält sich für ein Jahr in Deutschland auf, um ein Praktikum oder ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) zu absolvieren.

Ja, so bekommt man eine zweite Familie und ganz viel Liebe und Wärme geschenkt. Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich diese wunderbaren jungen Menschen auf ihrem Weg begleiten kann und bin sehr glücklich damit.

Antje Frohmuth
Januar 2023

 

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