Die Menschen, die hinter dem SCHULWEG e.V. stehen #2

Newsletter vom 04.03.2021

Liebe Freunde des SCHULWEG e.V.,

mit dem letzten Newsletter begannen wir die „Menschen vorzustellen, die hinter dem SCHULWEG e.V stehen“.Mit Mwzandile Sangweni (Zwai) begannen wir. Er stellte uns auf unserer ersten Afrika-Reise „Lichtblicke in der Finsternis der Townships“ vor. Zu diesen „Inseln der Menschlichkeit“ gehörte auch Bread4Life 4Change (B4L4C). Diese Organisation war von Bernadet De Kock (Bern) gegründet worden.
Bern kümmert sich heute im Township Rosendal/Kapstadt um die „Ärmsten der Armen“ Sie organisiert seit Jahren die vom SCHULWEG e.V. finanzierte  „Straßenküche für Kinder“. Als „Head oft he Commmunity“ kauft sie für die Älteren und Behinderten des Township und versorgt sie mit dem Lebensnotwendigen. Herumlungernde Jugendliche motiviert sie, sich zu Fußballmannschaften zusammen zu tun. SchülerInnen versorgt sie mit Büchern, Heften und sonstigem Schreibmaterial. Als „Head of the Community“ gehörte sie zu den wenigen, die sich im Lockdown recht frei bewegen und somit die Einkäufe erledigen konnte. Sie ist der "gute Geist" von Rosendal. Sie hat unser Vertrauen gewonnen und wir unterstützen sie gern in ihrem Engagement.

Auf unsere Bitte hin beschrieb sie in mehreren Emails ihren beschwerlichen Lebensweg. Für diesen Newsletter haben wir ihre Texte zusammengefasst.

Bern und ihre HelferInnen bei unserem ersten Besuch der Straßenküche in Blikkiesdorp/Kapstdt (2014)

Mein Name ist Bernadet De Kock. Meine Freunde nennen mich Bern.
Im Jahr 2014 besuchte uns Mwzangile Sangweni in unserem Township Blikkiesdorp. Über ihn lernten mein Mann Ashley und ich Klaus & Ellen Fischer kennen.

Ich erzählte ihnen mehr über mich und meine Aufgabe, für die ich mich einsetze: Die Betreuung von missbrauchten, verlassenen, vernachlässigten Kindern und von älteren und behinderten Menschen. Da ich mit meinem Engagement ohne jegliche staatliche Unterstützung allein auf weiter Flur stand, versprachen Klaus und Ellen zu helfen, soweit es in ihren Möglichkeiten stand. Vielleicht gehörte diese Begegnung mit zu der Geburtsstunde vom SCHULWEG e.V. Der Verein ermöglichte mir, Mahlzeiten („Feedings“) an die Kinder im Township auszugeben, speziell sonntags. Da an diesen Tagen das Schulessen ausfällt, streifen die Kinder mit ihren Eltern herum, um auf der Straße nach Essbarem zu suchen.

 
Das Township in der Umgebung von Berns Zuhause

Fast ebenso wichtig wie das Feeding für die Kleinen, ist die Notwendigkeit, die Großen von den Straßen zu holen (zumal jetzt bei geschlossenen Schulen) Deshalb ermutige ich sie, sich in Fußballclubs in meiner Nähe zusammenzutun und unbedingt weiter die Schule zu besuchen. Ich bemühe mich sehr, dass die Menschen ihre Einstellung ändern und sich selbst für unsere benachteiligte Community zu engagieren.

 
Die Fußballspieler und ihr Soccer-Club


Meine Kindheit und Jugend, meine Berufausbildung.
Kindheit?
Mein Vater trank die meiste Zeit und war nie als Vaterfigur präsent. Meine Mutter arbeitete in einer Bekleidungsfabrik und kam abends nach einem langen Arbeitstag müde nachhause. Mein Vater missbrauchte meine Mutter. Sie konnte dem Elend nur entfliehen, indem sie floh und ihn mit 7 Kindern bei meinen Großeltern zurückließ.
 
Da meine jüngeren Schwestern und ich unter drei Jahre alt waren, wurden wir in verschiedenen Pflegefamilien untergebracht. Mein Leben bei den Pflegeeltern war extrem hart. Die meiste Zeit hatte ich unter Misshandlungen zu leiden und musste wie ein Sklave in ihrem Haus arbeiten. Ich weinte mich immer nachts in den Schlaf, weil ich mich nach einer Mutter sehnte, die mir sagen konnte, dass sie mich liebt, nach einem Vater, der zu mir steht.
 
Ich besuchte die Grundschule, lernte gerne und war immer glücklich, wenn ich  mit meinen Schulfreunden sein konnte. Aber wenn die Glocke läutete, um nach Hause zu gehen, befiel mich entsetzliche Angst vor dem, was erneut auf mich zukommen würde. 


Bern (re) und ihre Helferinnen vor dem Haus von Bern und ihrer Familie

Seit 1989/1990 standen mein Mann und ich auf der Warteliste für ein Haus (so wie es Nelson Mandela nach seiner Wahl versprochen hatte). 2014 war es dann endlich soweit: Meine Familie konnte in unser eigenes "bricked house" in New Rosendal/Delft einziehen.

Auch in meiner neuen Community setzte ich meine Arbeit fort, kümmerte mich um die Kinder und  die Alten und fand neuer Helferinnen für unsere Feeding-Aktivitäten (Fotos unten).

   

Nach der Zeit der  Apartheid
In der Apartheid herrschten vollkommen andere Lebensverhältnisse für eine Farbige als heute. Überall Trennung: In der Schule, im Restaurant, beim Einkaufen, auf der Parkbank ...
Heute kann ich in die gleichen Einkaufszentren gehen wie die Weißen. Es gibt viele Ausbildungsmöglichkeiten für die Coloured auf den Universitäten.
 
Derzeit versuchen die politischen Parteien, die Coloured People und die Black Peopleauseinanderzubringen. Die Regierungspartei (Black People) versorgt zuerst ihre Familien und Freunde mit Arbeitsplätzen. Die Korruption grassiert, die hohe Arbeitslosigkeit beeinträchtigt unser Leben. Serh viele farbige Menschen trauern der Zeit nach, als der Weiße das Sagen hatte. Es gab Häuser für die Ärmsten der Armen. Es gab Arbeitsplätze  für die Farbigen. Jetzt ist es so, als ob sowohl Coloured als auch White im gleichen Boot säßen. Sie erleben sich gegenüber den Black People benachteiligt. Die Eltern können es sich nicht leisten, die Schulgebühren zu bezahlen oder Schreibwaren zu kaufen. Mädchen leben als Prostituierte auf der Straße, da sie ohne Einkommen dastehen ...

 
Besuch bei Bern und Ashley 2019  -  es war unser Wunsch, einmal an der Vorbereitung eines Feeding zu helfen


Mein Leben mit meinem Ehemann Ashley
Ashley und ich haben uns durch Austausch und Zusammenarbeit zu einem guten Team entwickelt. Durch sein Zutrauen gab er hat mir Stärke. Von mir hat Ashley gelernt, das Wenige im Leben zu schätzen und das, was man besitzt, mit bedürftigen Menschen zu teilen.
Heute bin ich ein glücklicher Mensch. Ich, die im Leben nie die besten Chancen hatte! Ich kann jetzt stolz einkaufen gehen, um die bedürftigsten Kinder in meiner Community zu versorgen.
Ich fühle mich von meinem Mann und meiner Familie sehr geschätzt. Danke auch euch, Klaus, dass ihr ein Teil von meinem Leben seid.

Noch ein Wort zur Corona-Pandemie. Der Lockdown hat die Arbeitslosigkeit in den Townhships noch erhöht. Ohne Arbeit haben viele der Familien keinerlei Einkommen.Das Schulgeld kann nicht bezahlt werden, die Lebensmittel werden teurer und können nicht mehr gekauft werden. Hunger macht sich breit in den Townships. Wann hört diese Apokalypse endlich auf?

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